Hohe Waid beim RTE Forum: Energie in Bürgerhand

Sechzig Weinheimer sind schon dabei

Matthias Schütze staunt auch im Rückblick immer noch: „Die Leute wollten gar kein Geld verdienen, die wollten nur, dass wir etwas Sinnvolles mit ihren Einlagen machen“. Das war nur eine der verblüffenden Details, mit denen Schütze in seinem Vortrag beim Runden Tisch Energie Weinheim aufwartete. Als sich die Energiegenossenschaft Hohe Waid 2012 in Hirschberg gründete, kamen schnell so viele Mitstreiter zusammen, dass am neuen „Hilfeleistungszentrum“ eine Solaranlage auf dem Dach installiert werden konnte – die erste von mittlerweile mehreren Anlagen, die der Genossenschaft gehören. Die Idee ist simpel: Leute aus der Nachbarschaft kommen zusammen und investieren gemeinsam in die Erzeugung regenerativer Energie. Da geht man vorsichtig zur Sache und erfindet keine übertriebenen Geschichten vom großen Geld, denn wenn man eine Investition in den Sand setzte, würde sich das schnell herumsprechen und der Ruf wäre ruiniert.

Also ging die Energiegenossenschaft Hohe Waid in Ruhe ans Werk und entwickelte kleine, risikoarme aber dennoch lukrative Projekte, die den Anlegern eine Rendite bescheren. Vor zwei Jahren noch hat sich das Geschäft allein wegen der garantierten Stromvergütung aus dem Erneuerbaren Energiegesetz (EEG) gerechnet. Heute denken die Genossen anders: Ein Gutteil des Stroms wird direkt dort verbraucht, wo er erzeugt wird, und damit arbeitet die Anlage wirtschaftlich. Und in Zukunft? „Der Trend geht dahin, dass die Genossenschaften ihren Strom auf dem Markt anbieten werden“, sagt Schütze. Sogenannte „Bürgerwerke“ – Energiegenossenschaften, die sich zusammenschließen, werden ihren Strom im Wettbewerb zum Beispiel mit Stadtwerken anbieten.

Außer der Sonne hat die EG noch andere Energielieferanten im Auge. Windanlagen liefern bei weiten den meisten Strom – dafür ist die Investition auch viel höher als bei einer Solaranlage. Auch Großanlagen auf Freiflächen oder Stromspeicher könnten eines Tages gemanagt werden. Umso bedachter müssen die Genossenschaften aber vorgehen und immer entscheiden, welche Geschäfte sie auch wirklich stemmen können und wo das Risiko vielleicht zu groß wird. Die Erfahrung der letzten Jahre macht die EG Hohe Waid durchaus mutig. „Wir haben die Strukturen und das Know-how, auch anspruchsvollere Aufgaben zu bewältigen“, blickt Schütze zuversichtlich nach vorne.HoheWaidPv

Von der Idee, dass die Bürgerschaft selbst die Energiewende in die Hand nimmt, ist die EG Hohe Waid mehr denn je überzeugt. Immer mehr Menschen begreifen, dass die Energiewende eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, an der alle mithelfen müssen und zugleich ihren Vorteil daraus haben können. Regenerative Energie lokal erzeugen, lokal verbrauchen und vor Ort damit Geld verdienen, ist das Motto der Energiegenossenschaft. „Jeder, der Geld und Ideen mitbringt, vor allem aber aktiv mitarbeiten will, ist herzlich willkommen“, beschied Matthias Schütze abschließend seine Zuhörer.
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