Lohnt sich Sonnenstrom vom eigenen Dach?

DSC05455Großes Interesse an der Veranstaltung der Stadtverwaltung und des Runden
Tisch Energie

Der große Andrang hat selbst die Veranstalter überrascht. Rund einhundert Bürgerinnen und Bürger drängten in den großen Saal der Stadtbibliothek. Da dachten manche schon, seit es nur noch eine geringe Einspeisevergütung für privat erzeugten Solarstrom gibt, hätten die Leute das Interesse daran verloren. Aber der neue Reiz scheint darin zu liegen, Strom vom eigenen Dach selbst zu verbrauchen und dadurch weniger Energie einkaufen zu müssen. Stadtverwaltung und Runder Tisch Energie hatten zwei Referenten aus
Viernheim eingeladen, Martin Beickler und Michael Falkenstein. Beide sind ehrenamtliche Energieexperten ohne das Interesse, eigenes Wissen oder
Produkte verkaufen zu wollen. Am Ende war es aber auch wichtig, dass ein paar Energieprofis im Saal waren, die offen gebliebene Fragen beantworten konnten.

Am Anfang gab es grundlegende Tipps dafür, wie man eine Solaranlage am
besten auf dem Dach installiert. Wichtig ist natürlich, dass die Größe der
Solaranlage auf den gewünschten Eigenverbrauch abgestimmt ist. Die
Ausrichtung des Daches nach Süden ist heute kein Muss mehr, vielmehr
kann bei einer Ost-West-Ausrichtung ein höherer Eigenverbrauch erreicht
werden. Ein optimaler Eigenverbrauch steht und fällt am Ende mit
einem Speicher, in den der Sonnenstrom fließt und bleibt, bis man ihn, zum
Beispiel am Abend, wenn keine Sonne mehr scheint, verbrauchen will. Dieser
Speicher ist für viele noch eine unbekannte Größe. Wie teuer ist er, wie
lange hält er, wie groß muss er sein? Ja, kann man in Zukunft vielleicht
sogar alte Batterien aus Elektroautos im Keller verwenden?

Für viele Interessierte an dem Abend war neben den technischen Dingen die
entscheidende Frage: Lohnt sich das auch finanziell, wann hat man alle
Kosten erwirtschaftet und ab wann kann man mit dem Eigenstrom Geld
verdienen, das heißt günstiger fahren als mit eingekauftem Strom? Dazu
stellte Martin Beickler ein Rechenprogramm vor, mit dessen Hilfe jeder
Hausbesitzer seine individuelle Kalkulation anstellen kann. In die
Berechnung fließen die Investitionskosten ein, die Zinsen für geliehenes
Geld, laufende Kosten für Wartung und Versicherung, der Preis für hinzu
gekauften Strom und anderes. Im Ergebnis steht dann, wann sich die ganze
Sache amortisiert. Das kann im einen Fall nach zehn Jahren sein, aber auch
fünfzehn Jahre dauern. Für manche war es wohl etwas enttäuschend, dass es
keine allgemeingültige Antwort und Empfehlung für oder gegen die
Installation einer Solaranlage geben kann. Aber so eine Rechung enthält
viele Faktoren, die man heute nur abschätzen kann: wie entwickelt sich der
Strompreis, werden Speicher in Zukunft billiger als heute und wie lange halten sie, wie groß ist der Leistungsverlust einer Solaranlage über die Jahre? Je nachdem, ob man bei diesen Annahmen optimistisch oder skeptisch ist, wird die eigene Nutzenberechnung günstig oder ungünstig ausfallen.

Am Ende wurde es vielen an diesem Abend klar: Wer akribisch mit jedem Cent
rechnet, wird es schwer haben, sich für eine eigene Solaranlage zu
entscheiden. Dafür sind zu viele unbekannte Größen im Spiel. Am leichtesten
fällt diese Entscheidung wohl, wenn man das Geld für die Anschaffung zur
Verfügung hat, wenn man Spaß daran hat, im Haushalt so viel Strom wie möglich
aus der Eigenproduktion einzusetzen und etwas für den Klimaschutz tun will.
Die technischen Voraussetzungen werden in Zukunft sicher immer besser, darin
waren sich die meisten einig. Interessant war der optimistische Ausblick der
Referenten auf die Zukunft von Elektroautos. Wenn die in der Anschaffung
billiger werden, die Reichweiten größer und vielleicht noch eine staatliche
Förderung erfolgt, und wenn man schließlich sein E-mobil mit dem eigenen
Strom vom Dach aufladen kann, dann hat man ein Optimum aus der Sonnenenergie herausgeholt.